Abfallmanagement
18.05.2022 | Sven Richter

Marcus Scholtz, neuer Leiter des zertifizierten Entsorgungsfachbetriebes an der Pferdestraße, stellt sich uns vor.

Mein Name ist Marcus Scholtz, ich bin 39 Jahre alt und lebe zusammen mit meiner Familie in Osnabrück. Vor meiner Einstellung bei hpm habe ich 8 ½ Jahre als Projektmanager die Produktentwicklung und Produktion für Kosmetika und Medizinprodukte für nationale und internationale Markenartikler betreut. Davor sammelte ich 7 Jahre als Fuhrparkdisponent Erfahrungen in der Speditions- und Lagerwirtschaft. Auch wenn meine Arbeit bei hpm ein thematischer Neuanfang ist, kann ich doch einiges von dem damals Erlernten mit in meine jetzige Tätigkeit einfließen lassen.

Welche Berührungspunkte mit den Themen „Nachhaltigkeit“ und „Entsorgung von E-Schrott“ hattest du vor hpm?

Gerade in meinem vorherigen Beruf in der Produktentwicklung waren ressourcenschonende, „grüne“ Packmittel immer mehr auf dem Vormarsch. Kunststoffverpackungen aus Rezyklat oder auf pflanzlicher Basis wie bspw. aus Zuckerrohr oder Mais werden zukünftig vermehrt in den Regalen stehen.

Ich persönlich bevorzuge zunehmend mehr Produkte aus nachhaltiger und möglichst lokaler Produktion. Besonders bei Lebensmitteln oder sonstigen Gütern des täglichen Bedarfs schau ich da genauer hin.

E-Schrott habe ich seit jeher immer zu einer kommunalen Sammelstelle gebracht. Ich fand es immer faszinierend zu sehen, dass alle möglichen Menschen ihren Abfall bzw. Schrott zu einem Platz brachten und sich damit wohl unabhängig von ihrer Herkunft oder sozialem Hintergrund zumindest unterbewusst Gedanken um ihre Umwelt machten. Das zeigt, das ein gewisses Grundverständnis da ist, dieses aber noch weiter gestärkt werden muss.

Wie entsorgst du privat Deine Elektrogeräte?

Wie bereits erwähnt, vor hpm klassisch bei der kommunalen Sammelstelle am Piesberg und habe dafür 5-10€ bezahlt.

Seitdem ich bei hpm bin, kann ich ja jedes Altgerät oder auch Batterien hier abgeben. Für mich sehr praktisch, ich muss nicht extra zu einer Sammelstelle fahren oder die Abholung bei den Service Betrieben anmelden und zahle für die Entsorgung nichts.

Wenn Dich ein thematisch Fremder ansprechen würde, wie würdest du ihm verdeutlichen, dass er seine Elektroaltgeräte bitte fachgerecht entsorgen soll?

Ich denke, das kann man recht allgemeingültig beantworten. Wenn man sich etwas kauft, worauf man Wert legt oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmt, bei der die Leistung und Servicequalität wichtig ist, dann frage ich zuerst einen Profi, jemanden vom Fach.

Bei der Abgabe der Altgeräte bei einem Entsorgungsfachbetrieb können wertvolle und seltene Rohstoffe zu einem Großteil zurückgewonnen werden. Das schont die natürlichen Ressourcen und kommt damit auch dem Klima zugute. Außerdem ist nicht immer sofort erkennbar, welche potenziellen gesundheits- und umweltschädlichen Stoffe sich in dem Gerät befinden, wie zum Beispiel Quecksilber in Energiesparlampen. Deswegen sollte die Entsorgung bzw. Behandlung von E-Schrott, ein qualifizierter Experte, eben ein Entsorgungsfachbetrieb durchführen. Schließlich bringt man sein Auto ja auch nicht zur Reparatur in die Bibliothek.

Kannst Du uns bitte das Konzept des zertifizierten Entsorgungsfachbetriebes an der Pferdestraße einmal kurz & knackig vorstellen.

Hoher Fraktionierungsgrad und flexible Zerlegungsprozesse durch manuelle Behandlung.

Dadurch, dass wir fast ausschließlich manuell alle Elektroaltgeräte behandeln, können die werthaltigen Bauteile bzw. Fraktionen im Vergleich zu den sonstigen automatisierten physikalischen Trennverfahren wie bspw. Schreddern sehr gut separiert werden. Die Rückgewinnung von Rohstoffen kann damit zielgerichteter erfolgen. Außerdem ermöglicht diese Art der Behandlung eine flexible und schnelle Umstellung der Behandlungsprozesse auf andere Gerätegruppen. Morgens PV-Module, mittags PCs und nachmittags Kopfhörer.

Wenn Ihr Elektrogeräte angeliefert bekommt – wie ist die korrekte Vorgehensweise bei einer fachgerechten Zerlegung dieser Geräte?

Als Erstes prüfen wir, ob das Material überhaupt den für uns geltenden gesetzlichen Vorgaben (ElektroG) entspricht und damit von uns angenommen bzw. behandelt werden darf. Anschließend erfolgt die Mengenerfassung mittels Waage, wodurch gleichzeitig die vorgeschriebene Dokumentation der Behandlung beginnt. Mit der folgenden Prüfung auf Wiederverwendung werden noch funktionierende Geräte vor dem Recycling oder gar der Beseitigung bewahrt und können infolgedessen weiter eingesetzt werden. Dies ist gerade bei elektronischen Bauteilen von PCs lohnend, da die Herstellung von bspw. Prozessoren und Arbeitsspeichern aufwendig und energieintensiv ist. Mit dieser Prüfung auf Wiederverwendung kommen wir und damit auch unsere Kunden der gesetzlichen Pflicht zur Vermeidung von Abfällen nach. Nach der Prüfung und Vorsortierung werden dann die nicht weiter verwendbaren Elektroaltgeräte zerlegt. Hierbei werden die entnommenen Schadstoffe und Fraktionen getrennt und für das weitere Recycling gesammelt. Von diesen gesammelten Mengen wird dann, vor Abgabe an unsere Entsorgungspartner oder Rückführung zu den Kunden, ebenfalls wieder das Gewicht ermittelt. Dieses und weitere Informationen wie die AVV, Behandlungsdauer, etc. werden zu der jeweiligen Fraktion in unserem ERP-System hinterlegt. Diese Daten werden dann für die Erstellung von Transportpapieren, der späteren Fakturierung als auch der obligatorischen Mengendokumentation benötigt.

Welche Elektrogeräte dürfen an der Pferdestraße angenommen werden?

Wir dürfen fast alle Elektroaltgeräte der sechs Sammelgruppen annehmen, bis auf folgende Ausnahmen:

  • Elektrische Militärerzeugnisse
  • Elektrogeräte, die mit keimtragenden Substanzen in Verbindung gekommen sind, sowie
  • Elektroschrott, der freies Asbest enthält

Für diese Sonderabfälle verweisen wir an die jeweiligen Spezialisten.

Wer darf bei euch alles seine Elektrogeräte abgeben und zu welchen Konditionen?

Jeder Gewerbetreibender, vom Handwerker, Dienstleister bis hin zum Händler bei dem Elektroschrott anfällt, kann sich gern bei uns melden. Darüber hinaus gilt dieses Angebot selbstverständlich auch für Behörden und Schulen.

Die Konditionen vereinbaren wir mit jedem Kunden individuell. Das ist nur fair, da auch die Mengen und Gerätearten jedes Kunden unterschiedlich sind.

Der schnellste und einfachste Weg ist dabei über unser Kontaktformular „Elektroschrott entsorgen

Muss man bei bestimmten Produkten oder Gegenständen auf eine besondere Handhabung bzw. Entsorgung achten?

Aufgrund der Vielfalt an Elektrogeräten gibt es auch jede Menge zu beachten. Ein paar der wichtigsten Hinweise zum Umgang mit Altgeräten:

  • Altgeräte generell nie unter freiem Himmel lagern.   
  • Batterien und Akkus möglichst vor der Entsorgung entfernen und separat abgeben, festverbaute Akkus aber nicht selbst entnehmen.
  • Direkten Hautkontakt von auslaufenden, defekten Batterien immer vermeiden.
  • Lampen nicht zerstören.
  • Bildschirme, TV-Geräte auch wenn bereits defekt, nicht fallen lassen.
  • Kühlgeräte nicht umlegen, nur in normaler Betriebsposition lagern und bewegen.

Im Zweifelsfall auch gern uns kontaktieren und wir beraten über den korrekten Umgang mit den jeweiligen Geräten.

Warum ist ausgerechnet der Standort an der Pferdestraße für die E-Schrott Entsorgung im Raum Osnabrück so wichtig?

Die bereits erwähnte manuelle Behandlung ist meiner Meinung nach unsere größte Stärke, von der gerade lokale Kunde profitieren. Die Fähigkeit, unsere Demontage innerhalb von Minuten auf jedwede Altgerätegruppe umzustellen, macht uns sehr flexibel. Dadurch können wir auf spontane Auftragsspitzen wie bspw. bei einer Selbstanlieferung durch Kunden schnell reagieren. Zumal sind wir nicht durch einen Maschinenpark technisch limitiert, der uns vorgibt, welche Mindestgröße an Altgeräten wir ausschließlich behandeln können. Durch die Kooperation mit weiteren Entsorgungspartnern und Spezialisten für jede Altgerätesparte können wir nahezu jede Kundenanforderung erfüllen. Somit können auch kleinere Mengen ganz nach Kundenwunsch behandelt oder auch der bisherige Behandlungsprozess optimiert werden.

Zusätzlich wird durch den Zugriff auf ein großes Netz von qualifizierten Fuhrunternehmen die Abholung bei Kunden wunschgemäß und kurzfristig organisiert. Ob zusätzliches Personal zur Unterstützung beim Verladen oder Mitnahmestapler am Lkw benötigt wird, da vor Ort keine Verladetechnik vorhanden ist. Das stellt für uns kein Problem dar.

Werden durch gesetzliche Anpassungen bei der Handhabung von Elektrogeräten in Zukunft neue Herausforderungen auf euch zukommen?

Die Hersteller von Elektrogeräten sind darum bemüht, immer ressourcenschonendere Geräte zu entwickeln. Nicht zuletzt, weil sie auch seitens der Gesetzgebung dazu verpflichtet werden. Damit ist nicht nur der Energieverbrauch gemeint, sondern insbesondere die eingesetzten Materialien. Der Anteil an Kunststoffen bzw. weniger werthaltigen Fraktionen wird in allen E-Geräten zunehmen. Im Gegenzug werden die werthaltigen Komponenten wie Platinen, Kabel, Motoren usw. weniger und kleiner. Außerdem wird der Anteil an batterie- bzw. akkubetriebenen Geräten zunehmen, was erhebliche Auswirkungen auf die Behandlungs- und Durchsatzzeiten haben dürfte.   

Um dennoch die geltenden Vorschriften einzuhalten und wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können, werden wir sowohl unsere internen Prozesse weiter verfeinern oder auch neu aufsetzen als auch in die notwendige technische Ausstattung investieren müssen. Damit einhergehend ist auch die Aus- und Weitbildung von Personal zwingend notwendig. Aber hier sehe ich bei hpm den Willen und auch die Möglichkeiten, um sich diesen Herausforderungen zu stellen.

Was ist aktuell das größte Problem in der Handhabung mit anfallendem Elektroschrott?

Für die Entsorger allgemein sind Akkumulatoren, welche fest verbaut sind, problematisch. Für uns konkret bedeutet dies eine Verzögerung bei der Demontage oder gar ein unzureichende (Vor-) Zerlegung für die weitere Behandlung. Für die Entsorger, die ggf. auf eine automatisierte mechanische Behandlung von Elektroaltgeräten setzen stellen festverbaute Akkus in den Geräten allerdings eine große Gefahrenquelle dar. Die meist unbeabsichtigte Zerstörung durch Pressen oder Schredder führt zu einer heftigen Reaktion der enthaltenen Stoffe, welche sprichwörtlich brandgefährlich sein kann. Die ausgelösten Brände bedrohen immer wieder die Existenzen kleinerer und mittlerer Entsorgungsunternehmen, von den zusätzlichen Umweltschäden und Gesundheitsgefährdungen mal abgesehen.

Leider wird regelmäßig von Bränden in Recycling- und Entsorgungsanlagen berichtet. Dass die Ursache oft Akkus darstellen, die nicht getrennt werden konnten bzw. falsch entsorgt und behandelt wurden, wird dabei von der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen. Dafür werden einzig die Entsorger verantwortlich gemacht und die gesamte Branche in ein schlechtes Licht gedrückt. Bisher blieb hpm von solch einer Katastrophe verschont, wir arbeiten daran, dass es auch zukünftig dabeibleibt.

Als Zweites, aber wohl größtes Problem sehe ich die noch immer unzureichende und nicht fachgerechte Entsorgung von Altgeräten. Dass wir in Deutschland, dem Land, welches oft als Weltmeister im Mülltrennen bezeichnet wird, eine Sammelquote von nur mageren 45% von den in den Verkehr gebrachten Geräten erreichen, ist traurig. Hier braucht es offensichtlich mehr Anstrengungen von allen Seiten, vor allem aber von den Verbrauchern. Was bringen verschärfte Quoten und große Werbekampagnen, wenn Altgeräte unsachgemäß oder gar nicht entsorgt werden? Immerhin, da wir knapp 85% der NE-Metalle aus Elektroaltgeräten oder Batterien bis zu 90% recyceln, zeigt zumindest wie gut Recyclingprozesse und Technologien bereits funktionieren können.

Wie kann deiner Meinung nach die Kommunikation zum Endverbraucher / privaten Haushalten verbessert werden?

Vor der Frage sollte erstmal der Fakt geschaffen werden, dass bereits eine Kommunikation stattfindet. Diese ist meiner Erkenntnis nach immer noch nicht ausreichend genug, unabhängig von den zahlreichen Kampagnen und Aufrufen, die es bereits zur Abfalltrennung gab. Warum wird nicht nach jedem Werbespot oder jeder Anzeige zu einem Produkt ein Satz zur korrekten Entsorgung erwähnt, wie bspw. „E-Schrott bei Hersteller, Händler oder ausgewiesener Sammelstelle abgeben.“ Schließlich gibt es ähnliche Vorgaben auch schon für andere Produkte wie bspw. Medikamente.

Ergänzend dazu finde ich es wichtig, schon im Kindesalter das Thema Abfall regelmäßig zu thematisieren wie z.B. im Schulunterricht. So können auch die Kinder dem ein oder anderen Elternteil sicherlich noch etwas beibringen. Darüber hinaus sollte die Kommunikation zunehmend digital erfolgen. Gerade bei den nachkommenden Generationen nehmen digitale Medien einen immer größeren Stellenwert ein. Und wenn diese sozusagen das Thema Entsorgung von Abfall und E-Schrott mit der „digitalen Muttermilch“ mit auf den Weg bekommen, wird der richtige Umgang damit später zu einer Selbstverständlichkeit. Hier hat hpm bereits gute Vorarbeit geleistet und die eSchrott – App entwickelt. Nach einiger Zeit der Weiterentwicklung wir diese App demnächst wieder verfügbar sein.

| Johanna Stein

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